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Malkreis „Arc des Couleurs“

Malkreis „Arc des Couleurs“

Die abstrakten Mal-Gesprächskreise finden im Atelier, Jens Herrmann – Leiter des Gesprächskreises - statt.
Anmeldungen bitte telefonisch: 030 – 44 14 167.
Workshops und Ausstellungen finden über das ganze Jahr statt.
Termine sind bitte zu erfragen über die Bundesgeschäftsstelle: 030 – 25 04 51 51.

„… Aktives Gestalten durch das Malen, die visuelle Wahrnehmung und dem anschließenden verbalen Austausch führen zu einer ganzheitlichen Sicht.
In Gruppen wird häufig die Erfahrung gemacht, dass sich auf dem Blatt risikolos ausgedrückt werden kann – wie es ist zu agieren, statt nur zu reagieren…“

Quelle: Margrit Galonska - Heilpraktikerin beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie und Dozentin

Ausmalbücher und Mandala … : Je detailverliebter die Zeichnungen, desto mehr muss man sich fokussieren, desto tiefer sinkt man ab in seine eigene Welt und kann das hektische Leben außen vor lassen.

Prof. Haral Gruber, Leiter des Instituts für Kunsttherapie an der Alanus-Hochschule bei Bonn, sagt: „Das Ausmalen einer vorgegebenen Struktur kann Konzentration und Entspannung fördern. …“ Laut Gruber kann diese Art vor Vorlage gar angstlösend sein.

Das Malen ist ein nonverbales Verfahren. In der Regel wird wenig gesprochen. Damit wird erzielt, dass jeder bei sich bleibt und seine eigenen Reaktionen beobachtet. Das einzige Ausdrucksmittel, das jeder zur Verfügung hat, ist Farbe und Form. Die Gesprächsrunde nach dem Malen ist sehr eff ektiv, weil unbewusste Themen sichtbar werden. Dies können auch vermeintlich kleinere Themen sein, die viel Kraft im Alltag rauben. Durch das Erkennen und Annehmen der IstSituation verändert sich bereits der Fokus.

Ziele des Malkreises:

  • Sich einlassen
  • sich abgrenzen
  • Raum einnehmen
  • Raum geben
  • Für sich einstehen
  • auf andere Rücksicht nehmen
  • Sozialkompetenzen entwickeln
  • Selbstreflexion

Für den Malkreis sind weder künstlerische Begabung noch Vorkenntnisse erforderlich.

Kreativität als Ressource in der ANUAS-Selbsthilfe „Malkreis Arc des Couleurs“

Da Selbsthilfe selbstbestimmt ist, haben die betroffenen Angehörigen von Mordfällen beim ANUAS e.V. 2013 entschieden, eine andere Möglichkeit der Hilfe zur Selbsthilfe zu finden, als immer nur an einem Tisch zu sitzen und „angespannt“ zu reden – zu reden, worüber man eigentlich nicht reden wollte und konnte.

Im September 2013 startete der ANUAS-Gesprächskreise als Malkreis mit einem abstrakten Künstler, Jens Herrmann und fand seinen vollen Erfolg.

Anfangs bekamen wir immer wieder zu hören: „Ich kann doch gar nicht malen.“ Der Künstler zeigte den Teilnehmenden, wie sie mit verschiedenen Techniken ein Bild gestalten konnten, z. B. mit Pinsel, Spachtel oder Kratzwerkzeug. Dies macht den Betroffenen so viel Spaß, dass am Ende einer jeden Projektsitzung die Augen leuchten, ein Lächeln sich in den Gesichtern breit macht und Aussagen kommen, wie: „Ich wusste gar nicht, dass ich das auch kann.“ Die Freude über ihre eigene Schöpferkraft ist dermaßen groß, dass sie eine Vorfreude auf die nächste Veranstaltung auslöst. „Ich freue mich schon aufs nächste Mal“. Wenn einmal eine Veranstaltung ausfällt, ist die Enttäuschung entsprechend groß.

Bei einer kreativen Gestaltung lässt es sich viel einfacher reden und dabei können auch noch kleine Kunstwerke gestaltet werden, die Freude bereiten.

Der ANUAS organisiert Ausstellungen, in denen die betroffenen Angehörigen mit Freude ihre Werke präsentieren. Eine Integration ins soziale Umfeld wird ermöglicht, man spricht nicht nur mit Betroffenen über das Geschehen, sondern sensibilisiert auch in der Öffentlichkeit bei Nichtbetroffenen für die eigentlichen psychischen und gesundheitlichen Probleme, die bisher immer noch nicht richtig verstanden werden.

Betroffene beim ANUAS erfahren unendliche Ungerechtigkeiten und Stigmatisierung, die in den Gesprächskreisen ebenfalls angesprochen werden.

Nach schweren traumatischen Erlebnissen, wie beispielsweise Mord an einem nahen Angehörigen, Suizid eines geliebten Menschen, häusliche Gewalt, sexueller Missbrauch etc., ist das Überleben für Betroffenen und Zurückbleibende in der Tat eine Kunst.

Viele haben den Glauben verloren an das Gute im Leben, an den Staat, an Polizei oder Justiz, und auch an Gott, so wie sie ihn für sich verstehen. Das Leben hat keinen Sinn mehr.

Anfangs funktionieren traumatisierte Menschen wie Roboter, sie bewegen sich auch so. Ihr Sinn für das Schöne im Leben ist verschüttet und wird überlagert von Traumasymptomen, Entsetzen und Trauer. Die Kraft, die sie einst hatten, um den Alltag zu bewältigen und stark im Arbeits-, Familien- und gesellschaftlichen Leben zu stehen, ist erschöpft.

Erst allmählich lernen Traumatisierte, sofern sie entsprechende Unterstützung haben (sei es durch Therapie, Gesprächskreise oder sonstiges), dass ihr Leben weitergeht. Sie lernen, wieder Zugang zu ihren inneren Ressourcen, sprich Stärken und Fähigkeiten zu bekommen.

War die Kreativität zunächst abgeschnitten, so kann sie wieder reaktiviert werden. Sie muss nicht erlernt werden, sondern war schon immer vorhanden. Jetzt gilt es, sie durch kreative Verfahren, sei es Kunst, Musik, Tanz, Schreiben oder dergleichen, wieder zu aktivieren.

Kreative Verfahren eignen sich besonders dann, wenn Betroffene nicht in der Lage sind, über das Erlebte zu sprechen. Durch künstlerisches Gestalten können sie dem, was sie bewegt, Ausdruck verleihen. Sie können Traumainhalte externalisieren und auf diese Weise Energie-Blockaden lösen, die durch das traumatische Erlebnis in ihrem Nervensystem gebunden sind.

Neben dem Malkreis gibt es beim BV ANUAS e.V. noch weitere Gesprächskreise:

  • Schreibwerkstatt
  • Meine Erinnerung – meine Ressource
  • Arbeitsgruppe
  • Patenschaften
  • Lese-Café …

Alles, was uns gut tut, das ist für uns Selbsthilfe und wird durch uns erlebt, gelebt und als hilfreich empfunden.

Bild zeigt Jens Herrmann
Jens Herrmann

Projektleiter: Jens Herrmann – abstrakter Maler

Tel.: 030 - 44 14 167 oder 030 - 25 04 51 51

E-Mail: Malkreis „Arc des Couleurs“

„Das Wichtigste ist, dass die Teilnehmer_innen sich selbst in ihren Werken wieder finden.“, so der Kursleiter, Jens Herrmann. Der Maler und Photograph aus Berlin Prenzlauer Berg führt Interessent_innen in verschiedene Techniken der abstrakten Malerei ein. Seine Liebe zur Malerei und sein Talent hat er 2009 während einer Therapie entdeckt. Neben dem Erlernen der Techniken abstrakter Malerei und dem Spaß am Malen, dienen diese Zusammenkünfte auch dem Austausch. Auf ebenso ungezwungene Weise sollen Nichtbetroffene mit Angehörigen von Tötungsfällen in Kontakt kommen und die Berührungsängste verlieren. In solch einem natürlichen Rahmen sind Menschen, die ein schweres Schicksal erlitten haben, bereit sich nach und nach zu öffnen. Meistens wird aber über ganz alltägliche Dinge geredet und auch viel gelacht.

ANUAS stellt die Gemälde aus — zu besichtigen in der ANUAS-Hauptgeschäftsstelle in Berlin-Friedrichsfelde — eine Anmeldung ist notwendig!